Als ich im Frühjahr 2008 an meinen ersten Workshop zur Gewaltfreien Kommunikation teilnahm, war mir bei weitem nicht klar, auf was ich mich da einließ und auf welche Reise ich mich begeben würde. Bis dahin war ich völlig unbefleckt in der Auseinandersetzung mit mir selbst, genauer gesagt in der Auseinandersetzung mit meinen Gefühlen, meinen Emotionen und meinen ‚Knöpfen‘, von deren Existenz ich bis dahin so gut wie nichts wusste. Es sollte diesmal keine intellektuelle, vom Verstand her geleitete Reise in mein Inneres werden, sondern ein Hinhorchen und Spüren, ein körperliches Erfahren und Erleben, wie ich es bis dahin in meinem Leben nicht zugelassen hatte.
Dabei fand ich doch einfach nur diese Methode so vielversprechend, klar und simpel: Wie drücke ich mich so aus, dass mein Gegenüber mir bis zum Ende zuhören, mich verstehen kann und im besten Falle mir meine Bitte erfüllt?
An diesem Workshop-Wochenende und in dem darauffolgenden Jahrestraining lernte ich, dass die GFK weit mehr ist als ein Kommunikationsmodell. Sie ist eine Einladung dazu, sich mit sich selbst mehr und mehr anzufreunden. Je mehr Bewusstheit ich in meinen Alltag hole, desto leichter fällt es mir, Verständnis für mich zu entwickeln, mich mit meinen ‚Fehlern‘ zu akzeptieren, ja, mich lieben zu lernen. Und je besser mir das mit mir selbst gelingt, umso leichter ist es, Verständnis für mein Gegenüber und meine Umwelt zu entwickeln. Wenn ich mich in die Haltung der GFK begebe (ja, die GFK ist für mich die bewusste Entscheidung in eine bestimmte Haltung zu gehen), dann geht es mir zuallererst um Verbindung – die Verbindung mit dem, was gerade in mir und in meinem Gegenüber lebendig ist. Und wenn erst einmal ein Zustand der Verbundenheit erreicht ist, dann ändern sich viele Dinge, die zuvor unveränderbar schienen: einseitige Sichtweisen öffnen sich, Ärger und Schuldgefühle wandeln sich und es ergeben sich oft unerwartete Lösungen, die wie aus einem natürlichen Fluss entstehen.
In den letzten Jahren habe ich meinen Weg weiter vertieft, um mich mehr und mehr mit meiner Verletzlichkeit anzufreunden. Denn was ich v.a. auf meiner Reise mit der GFK gelernt habe ist, dass unsere Verletzlichkeit und unser Umgang damit oft dazu führt, dass wir unser Herz verschließen, eine Maske aufsetzen und nicht mehr erreichbar sind. Gleichzeitig ist unsere Verletzlichkeit der Schlüssel für die Verbindung zwischen uns Menschen. Und diesen Kampf zwischen Rückzug und Schutzreaktion auf der einen Seite und dem sich authentisch Zeigen und uns Zumuten auf der anderen, den führen wir Menschen täglich.
Für mich ist die GFK ein unglaublich effektives Werkzeug, wenn ich mich für diesen Weg entscheiden möchte. So hat sie auch bei mir persönliche Wachstumsprozesse angestoßen und begleitet, von denen ich vorher nicht geglaubt hätte, dass nochmal eine so tiefgehende persönliche Veränderung möglich sein könnte.
Und diese Erfahrung ist der Grund, warum ich so gerne mit der GFK arbeite, sie lehre und weitergebe: Ich wünsche uns allen die Chance und Möglichkeit nach Wachstum und Entwicklung, hin zu
- mehr Verbindung mit dir und deinen Mitmenschen
- anderen Formen der Konfliktklärung und
- einem achtsamen Miteinander, wo die Bedürfnisse aller Lebewesen eine Rolle spielen.
Diese Veränderung wünsche ich mir nicht nur auf der zwischenmenschlichen Ebene, sondern auch für unsere Gesellschaft. Und dazu trage ich sehr gerne bei!
Trainer für Gewaltfreie Kommunikation zu sein ist für mich weit mehr als nur ein Job, es ist eine Berufung. Auf diese Art zum Lernen und zur Entwicklung von uns Menschen beizutragen macht wirklich Spaß … und dann damit noch nebenbei mir die Bedürfnisse nach Sinn, Verbindung und Gemeinschaft zu erfüllen, das ist einfach wunderbar!